Disruptive Digital-Desperados, der wilde Westen – und warum die Politik nicht die Kavallerie ist.
Vom 9.–11.Mai 2017 fand die nunmehr vierte Delegationsreise der hessischen Kreativwirtschaft unter der Schirmherrschaft von Staatsminister Tarek Al-Wazir statt. Nach den Reisezielen der Vergangenheit – Amsterdam, Mailand, Brüssel/Antwerpen – ging die diesjährige Reise in eine der Megakapitalen der Kreativität weltweit: London.
Dass dort mit dem Brexit eine ökonomische und soziale Verwerfung von historischem Ausmaß im Gange ist, war dabei keine zufällige Begleiterscheinung, sondern Teil der Begründung unserer Reise. Nicht nur, dass zusammen mit unserer Delegation auch eine Finanzabordnung nach London reiste (der Staatsminister “wechselte” zwischen den Delegationen hin und her) sondern ebenfalls wichtig war die Erkenntnis, dass Frankfurt auch im kreativen Sektor punkten muss, will es ein ernstzunehmender Bewerber um die umzugswilligen Banker von der Insel sein. Und da haben Frankfurt und Hessen in den vergangenen Jahrzehnten ihre Hausaufgaben leider nicht besonders gut gemacht! Nicht personell – es gibt einige hervorragende und engagierte Personen aus diesen Ressorts – sondern systemisch.
Dienstag, den 9.5. früh morgens ging es los. Mit einer kleinen Embraer ging’s von Frankfurt nach London City.
Vorher gab’s noch eine schnelle Einführung vom Staatsminister.
(Auch im Flugzeug hatten wir über eine Stunde Zeit zum plaudern, da er direkt hinter mir saß. Auch mein Sitznachbar – Gordon Bonnet von der IHK – sorgte für eine sehr kurzweilige Reise.)
London City ist ein vergleichsweise kleiner Airport. Nur etwas größer als der Flughafen in Ffm-Hahn. Koffer und sonstiges Gepäck waren deshalb schnell ausgeladen und verteilt.
Thomas Pohl (Department Studios), Matthias W. Send (ENTEGA) und Folge Mühlhölzer (Hessen Agentur) warten aber noch …
Ich hatte das schon in Frankfurt erledigt – Gordon Bonnet holte sich seine englischen Pounds einfach direkt auf englischem Boden.
Der Bus… Markenzeichen der Belgienreise. Auch in London unser bevorzugtes Reisemittel. Allerdings ist die Londoner Rushhour ein echter Alptraum: Per Auto geht fast gar nichts… die Tube kostet ein Vermögen (£ 4.90,- für zwei Stationen) und die Fahrradwege sind ausgewiesene Nahkampfzonen.
Am Bus steht Ian, unser englischer Guide und Kontaktmann zu vielen der Unternehmen, die wir besucht haben.
Im Bus gab’s dann vom Chef der Hessen Agentur und oberstem Reiseleiter die wichtigsten Anweisungen und Benimm-Regeln: Nicht der Queen hinterherpfeifen, nicht auf Minis und Rolls-Royce deuten – und laut “Nice German Cars” rufen und am wichtigsten die alte “Fawlty Towers Regel”: Never mention the war. (Nur Spaß, in Wahrheit ging’s um die Abläufe, Uhrzeiten und Hoteladressen!)
Zu meinem Leidwesen war der Blick aus dem Busfenster für viele Sehenswürdigkeiten Londons der einzige, den ich bekam… viele Termine, eng getaktete Vorträge, wenig Zeit für all die Millenium-Domes, Tower-Bridges, Westminster Abbeys und Buckingham Paläste ….
Aber so ging es auch meinen Mitreisenden. Hier Frank Irmscher von der IHK Offenbach, der versucht, die Tower-Bridge abzulichten. Später, bei London & Partners, sollte das sehr viel besser gelingen… aber das wussten wir hier natürlich noch nicht.
Dann ging’s das erste Mal raus. In der Nähe des Rathauses ging es los. Ein paar Meter laufen – nach 75 Min. Flug und 30 Min. Busfahrt eine willkommene Abwechslung.
Auch unter fotografischen Gesichtspunkten lohnenswert: Solche alten Shops, Pubs und sonstige Etablissements gab es zuhauf.
Besonders beeindruckend: In London stehen mindestens fünf Jahrhunderte Architektur gleichberechtigt nebeneinander. Von einem “städtischen Bebauungsplan” habe ich hier nichts mitbekommen.
Vielleicht ist aber dieses wundervolle und unregulierte “Chaos” genau der Humus, auf dem die englische Kreativwirtschaft so gut gedeiht.
Vom vorvorletzten Jahrhundert nun in die Jetzt-Zeit. In direkter Linie zur Towerbridge läuft man durch moderne Einkaufszeilen zum Londoner Rathaus – und zu unserem ersten Termin: Briefinggespräche bei London & Partners.
Nach rechts und links zu schauen, lohnt in London immer. Durch eine Häuserzeile kann man “The Shard” erkennen. Für kurze Zeit einer der höchsten Bürotürme Europas, bekannt durch seine wechselnden Besitzer unterschiedlichster Nationalitäten und die große Kontroverse unter den Londonern bezüglich des Aussehens. Mancher Londoner hält “die Scherbe” schlicht für eine Verunstaltung der Londoner Skyline.
Hier ergab sich dann die Gelegenheit, die Tower Bridge auch mal ohne ungeputzte Busfensterscheibe zu fotografieren.
Einchecken am Empfang des Rathauses. Da muss sich sogar der Minister einreihen, um sich sein Namensschild abzuholen.
Blick über die Themse zur Tower Bridge. Rekordverdächtig viele Selfies wurden hier gemacht!
Bevor es mit dem einführenden Briefing losging, war noch etwas Information nötig.
Der Blick aus dem Fenster bot auch jenseits der TowerBridge eindrucksvolle Aussichten. Hier z.B. über die Themse zum Financial District oder auf die in der Themse ankernden HMS Belfast – einem Museumsschiff aus dem zweiten Weltkrieg.
Dirk Fellinghauer vom Sensor Magazin schaut sich das ganz genau an.
Das war die richtige Lektüre für das englische Rathaus: Welcome to Frankfurt! Tatsächlich ging es bei dieser Delegationsreise sehr häufig um die Beziehung der beiden Städte London und Frankfurt, bzw. des gesamten Rhein-Main-Gebiets.
Kurze Einleitung vom Staatsminister, dann ging’s los. Für mich persönlich war der Folgende einer der wichtigsten Vorträge der gesamten Reise (eigentlich waren es zwei Vorträge hintereinander, aber ich wollte nicht zu haarspalterisch formulieren…)
London & Partners sind eine Art Stadtmarketingagentur, Wirtschaftsförderung und Anlaufstelle für allerlei Fragen rund um London. Mit rund 170 Angestellten kümmern die sich um das Bild, das der Welt von London vermittelt werden soll. Und sie scheinen ihre Arbeit sehr gut zu machen…
Ja… boom… eine der wichtigsten Erkenntnisse (in einem an Erkenntnissen nicht armen Vortrag!): In London alleine arbeiten 816.000 Menschen in den Creative Industries. In ganz Deutschland arbeiten hingegen nur 808.000 in der Kreativwirtschaft.
Zweite wichtige Erkenntnis: Die Kreativen Englands erwirtschaften mehr Umsatz als die englische Automobilindustrie, die Erdöl- und Erdgaswirtschaft, sowie die Raumfahrtindustrie zusammengenommen.
Das hängt sicherlich auch mit der Unternehmensstruktur in England zusammen (vgl. Deindustriealisierung) ist aber dennoch ein beeindruckender Wert.
Kleine Anmerkung am Rande: Englische Creative Industries und deutsche Kreativwirtschaft lassen sich nicht direkt miteinander vergleichen, da jeweils unterschiedliche Branchen addiert werden. So sind z.B. Computer Games in England nicht Teil der Creative Industries – in Deutschland aber sehr wohl.
Völlig unstrittig war aber dieser Punkt: London attracts young Talents. London hat von allem im Überfluss – auch von horrenden Mieten. Das allein ist der einzig erkennbare Nachteil von Englands Hauptstadt. Aber der Rest ist beeindruckend – oder um es auf englisch zu formulieren: Mindblowing, isn’t it?
But there’s hope:
Und hier kommen wir zu einem Schwachpunkt der hessischen und insbesondere der Frankfurter Wirtschaftspolitik. Die Londoner verstehen es ausgezeichnet, mit einer englischen Version von “Mia san mia” die ganze Welt von ihrer Einzigartigkeit zu überzeugen. In einer Art “Self-fulfilling prophecy” schwärmt ganz London immerzu davon, wie toll sie sind…
… aber wenn ich den geneigten Leser mal dazu auffordern dürfte, sich den Wert im dritten Balken des Diagramms im unteren Bild anzuschauen… dann steht da: “Advertising/Marketing, 3,631 Mill. £” *
Und das ist sehr interessant, denn das entspricht 4,284 Mrd €. Frankfurt hat im gleichen Betrachtungszeitraum im Bereich der Werbung einen Umsatz von 2,1 Mrd. € generiert – also ziemlich genau die Hälfte. Allerdings hat Frankfurt nur 700.000 Einwohner – und nicht 10 Millionen wie London (… und davon nur etwa 30.000 Kreative, nicht 816.000 wie London).
Gemessen am pro Kopf-Einkommen, an der dramatisch unterschiedlichen Größe der beiden Städte, sowie den insgesamt geringeren Möglichkeiten, brauchen wir uns in Frankfurt absolut nicht hinter London zu verstecken. Es sagt nur nie einer….
(*Allerdings bin ich nicht ganz sicher, ob man die Zahlen miteinander vergleichen kann, da nicht immer die gleichen Basiswerte zur Berechnung herangezogen werden!)
München ist “Weltstadt mit Herz”, Berlin “arm, aber sexy”, Hamburg “Das Tor zur Welt”… und Frankfurt?! Vielleicht sollte man mal damit anfangen, das Selbstverständnis Frankfurts (und von mir aus auch Hessens) ein bisschen plakativer nach aussen zu tragen.
Und wer, wenn nicht Teilnehmer dieser Delegationsreisen, wäre dafür besser geeignet.
Alleine auf diesem Bild sitzt soviel Know-how zusammen…
Auch der zweite Vortrag hatte einige erhellende Informationen zu bieten. 87% aller kreativen Tätigkeiten sind auf absehbare Zeit nicht von der Digitalisierung oder Automatisierung betroffen. Das ist eine wichtige Zahl… umso mehr, als das in vielen Bereichen der Wirtschaft in den nächsten Jahren ein ziemlicher Kahlschlag in der klassischen Joblandschaft befürchtet wird. McKinsey hat z.B. für die USA einen Jobverlust von 47% in toto für die nächsten zwei Dekaden errechnet.
Interessant an dieser Stelle die Erkenntnisse von Richard Florida (“Rise of the creative class”):
Die “kreative Klasse” wird (nach der Agrargesellschaft bis 1870, Industriegesellschaft bis 1950 und Dienstleistungsgesellschaft bis heute) die bestimmende wirtschaftliche Gesellschaftsform der nahen Zukunft werden. Da alles andere sukzessive von vernetzten Algorithmen übernommen werden kann, wird sich dies als das wichtigste – möglicherweise das einzige – Arbeitsfeld für die Menschen erweisen, in dem wir gegen den Computer bestehen können.
Interessanterweise sieht die Prognose für Deutschland etwas besser hinsichtlich der Industrie aus. Der besondere, globale Stellenwert deutscher Produkte im Bereich Maschinenbau, Hochtechnologie, Grundlagenforschung, etc. schlägt sich hier voll durch.
Allerdings sollte uns dieser “Puffer” nicht dazu verleiten, anderen Nationen in zukunftsträchtigen Gewerken den “Vortritt” zu lassen. Das sich die (Arbeits-)Gesellschaft fundamental verändern wird, steht ausser Frage – und wenn der Kuchen verteilt ist, ist er verteilt.
Dazu gab es einen interessanten Vortrag von Richard David Precht, beim “Meat Vision Day” der dfv Mediengruppe in Frankfurt zum Zukunftsthema “Culture Meat”: “Derzeit forschen Unternehmen wie z.B. Google an künstlichem Fleisch aus der Petrischale. Wenn die das mal patentiert haben, ist das Spiel gelaufen. Dann kann sich die deutsche Fleischindustrie das aus der Ferne anschauen – und die Umsätze werden in den USA gemacht.”
Diese Betrachtungsweise gilt natürlich für die meisten Zukunftsbranchen.
Manuela Schiffner knüpft schonmal Kontakte. So von Wirtschaftsförderin zu Wirtschaftsförderin klappt das – auf dem kurzen Dienstweg – ganz ausgezeichnet!
Aber wir werden schon nicht im Regen stehen. Dazu sind diese Delegationsreisen ja schliesslich da: Austausch, Erkenntnisgewinn, Bereicherung – nicht nur zu den jeweiligen Gastnationen, sondern auch untereinander: Künstler, Politiker, öffentliche Einrichtungen, Agenturen, Designer – und Journalisten, wie hier z.B. Dirk Fellinghauer vom Sensor Magazin.
Hier ist schonmal eine idealtypische Konstellation: Frank Irmscher von der IHK Offenbach parliert mit Ulf Kilian vom Werkbund. So werden Interaktionen möglich gemacht. Eine der wichtigsten Funktionen der Delegationsreisen – wenn nicht sogar die wichtigste – ist es, Kontakte untereinander herzustellen.
Westminster Abbey. Als Eigenkirche gehört sie der britischen Monarchie. Natürlich stand ein Besuch nicht auf unserem Tagesordnungspunkt… und so hab’ ich – wie von sovielen Sehenswürdigkeiten Londons – nur einen schnellen Schnappschuss bekommen. Kommentar dazu von Ian, unserem Guide:”Hurry up, hurry up!”
Der nächste Termin drängte nämlich schon. Ein Besuch im Londoner Studio des ZDF.
Zwar ist der Besuch eines Fernsehstudios nichts, was man nicht auch bequem in Rhein-Main zu sehen bekommen könnte, aber die Einschätzung der Post-Brexit-Lage durch die London-Korrespondentin und Leiterin des ZDF-Studios London, Diana Zimmermann, war sehr differenziert und hochinformativ.
Rolf Krämer sorgt gestenreich für Ruhe im Karton.
Anschliessend gab’s ein Briefing durch Diana Zimmermann. (Mit diesem Vornamen ist man ja gradezu prädestiniert, über’s englische Königshaus zu berichten.) Aber Spass beiseite, Frau Zimmermann ist eine Journalistin par excellence – der der Brexit durchaus auch persönlich nahegeht.
Anschliessend gab es noch einen Rundgang durch’s Studio…
Besonderheit: Bis zu einem Umkreis von 4 km können die Kameras kabellos direkt ins Studio – und dann über den Uplink live nach Mainz gesendet werden. D.h. wenn was Eiliges passiert, in Downing Street No.10 oder Buckingham Palast… die Kameraleute können direkt losrennen.
Daniel Schleidt von der FAZ schaut sich die vielen Regalmeter Videokassetten an. Das braucht ein Kollege der schreibenden Zunft natürlich nicht… wahrscheinlich stapeln sich bei ihm aber die Notizblöcke.
Bei Bedarf können sich die ZDFler beim Livestream der BBC-Kollegen bedienen. Im besten Falle wie z.B. bei den Olympischen Spielen 2012… oder eben auch wie bei den wahnsinnigen Terrorattentaten der jüngeren Vergangenheit.
Auch das hier ist typisch britisch: Eine Militärparade. In diesem Fall der Gurkhas. Anders als bei Militärparaden despotischer oder autoritärer Regime aber eher folkloristischer Natur. Viel Musik, Parademärsche, etc.
Folge Mühlhölzer überreicht eine Hessentasse an Frau Zimmermann.
Der nächste Programmpunkt führte uns am London Eye vorbei: Das Somerset House.
https://www.somersethouse.org.uk. Ein ehemaliger Regierungssitz wurde zu einem Hub, Crib, Coworkingspace für die Kreativwirtschaft umgebaut und ihr gewidmet.
Die schöne Terasse bot prima Gelegenheit für den einen oder anderen Plausch: Hier z.B. Johannar T. Wallenborn (Node-Festival) im Gespräch mit Prof. Bernd Kracke von der HfG
Dann gab’s ’nen kurzen Abriss zur Historie… und die Führung konnte beginnen.
Man würde sich wünschen, sowas gäb’s in Frankfurt auch. Wie wäre es damit: Wir widmen den Römer der Kreativwirtschaft und suchen für OB und Magistrat was Schönes in Sossenheim..?!
Auf der “Rückseite” gab’s dann noch eine sehr pittoreske “Winkelgasse”. Thomas Pohl von den Department Studios hat den erhöhten Standpunkt für eine schöne Totale gewählt.
Auch der Staatsminister hat vom nachfolgenden Motiv ein Foto per Handy gemacht.
Trump? or Brexit? Sag’s mit deinem Kippenstummel.
Das ist das Schöne an den Engländern: “Keep calm and carry on”. (Auch wenn dieses Statement aus dem zweiten Weltkrieg stammt und auf die Luftangriffe der Wehrmacht Bezug nimmt…)
Es wäre sehr schade, wenn dieser traditionsreiche britische Pragmatismus mit dem Brexit aus der europäischen Kultur verschwinden würde…
Aber zurück zum Zwecke der Delegationsreise. Diese Internet-Schneiderei – ansässig im Somerset-House – lässt ihre Kunden am Gestaltungsprozess teilhaben. Man kann sich online ein Kleidungsstück aussuchen, mit eigenem Design versehen und personalisiert produzieren lassen. Die gesamte Produktionslinie entlang komplett digital.
Im Anschluss an den Besuch gab’s dann – wegen der sehr sommerlichen Temperaturen hoch willkommen – eine kleine Erfrischung auf der Terrasse. Mein Wunsch nach “a typical english ale” wurde mit einem italienischen Peroni auf Orangenschale beantwortet… zum Glück war keine Minze drin…
Die Delegation der Kreativ- und Kulturwirtschaft in ihrer Gesamtheit.
(Die Delegationsteilnehmer der Finanzabordnung sind allerdings nicht mit dabei.)
Heike Müller-Sedlaczek, Frank Mario Zaleski, Prof. Bernd Kracke, Daniel Schleidt, Prof. Wilhelm Weber, Markus Illing, Thomas Pohl, Philipp Bierbaum, Rolf Krämer, Claudio Montanini, Brigitte Holz, Matthias W. Send, Hans Joachim Mendig, Götz Schneider-Rothaar, Gordon Bonnet, Daniel May, Tarek Al-Wazir, Folke Mühlhölzer, Johannar T. Wallenborn, Farid Bidardel, Moritz Mombour, Joanna Cimring Lara Olbeter, Ulf Appel, Paula Landes, Rosa Erdmann, Katja Baumann, Sven Nebgen, Ulf Kilian, Dirk Fellinghauer, Frank Irmscher, Manuela Schiffner, Susan Tackenberg, Dr. Michael Reckhard, Anika Wuttke, Stefan Welp, Nathalie Von Massenbach, Susanne Stoeck, Dr. Margarete Kessler, Christian Arndt
Ja… und ich hinter der Kamera… bah!
Nach dem Besuch im Somerset House ging’s dann wieder zurück zum Hotel. Umziehen für die Abendveranstaltung. Wie auf der Hinfahrt, reichte es bei diesem Londoner Wahrzeichen wiederum nur für einen Schnappschuss aus dem Busfenster. Big Ben. (Eigentlich bezeichnet “Big Ben” ja nur die große Glocke… der Turm selbst heisst seit 2012 Elisabeth Tower. Ich muss, glaube ich, nochmal hinfahren…)
Wenn man aus unserem Hotel durch den Hinterausgang raus geht, sind es nur ein paar Meter bis zur Themse. Quer rüber schaut man dann zum London Eye – zu dessen Füßen unsere Abendveranstaltung stattfand.
Ein paar von uns sind gelaufen. Selbstverständlich habe ich die Gelegenheit ebenfalls genutzt, um noch ein paar schöne Fotos von der Stadt zu machen.
Das Wetter war aussergewöhnlich gut. Dementsprechend war es sehr belebt auf der Promenade.
Unser Ziel war das Restaurant Skylon in der Royal Festival Hall.
Nach dem Essen (von dem ich hier jetzt keine “FoodPorn-Selfies” gemacht habe, bin ich nochmal raus in die blaue Stunde. Interessanterweise liegen – ähnlich wie in New York – hier die Drehorte aus diversen Hollywoodproduktionen aufgereiht wie auf einer Perlenschnur aneinander: Harry Potter, Die fantastischen Vier, James Bond und viele weitere Filme.
Anschliessend ging’s wieder heim (diesmal mit dem Bus) ins Hotel. Nach dem üblichen und sehr willkommenen Netzwerken an der Hotelbar, hatte ich noch eine Stunde Bilder-Sortier-Dienst… denn in Wiesbaden warteten die Social-Media-Manager*innen auf “Futter”…
…
Der nächste Tag…
Am nächsten Morgen war der erste Termin bei Saatchi&Saatchi. Dazu hat uns der Bus an irgendeiner nahegelegenen Hauptstrasse rausgeworfen und wir sind die letzten Meter zu Fuß gelaufen. Das war manchmal auch etwas mehr als nur ein paar Schritte… aber als Bildermacher war ich für jeden laufenden Meter London sehr dankbar. Und Motive gibt’s ja bekanntlich überall: Hier zum Beispiel in Ulf Appels spiegelnder Pilotenbrille.
Frau Müller-Sedlaczek erklärt den Anwesenden den kürzesten Weg zur Agentur.
Das haben sie ja drauf, die Briten: Gold’ne Löwen auf jedem einzelnen Zaunpfosten. Prof. Kracke und ich haben das kurz für die HfG angedacht… jedem Prof der HfG eine kleine goldene Statue auf den Unizaun… (Privatdozenten bekommen nur ’ne Inschrift!)
Und dann waren wir da: Chancery Lane, Hausnummer… ähm… ist mir im Moment entfallen…
Na klar… jede Werbeagentur trägt dick auf… aber das hier macht schon ordentlich was her:
Nicht wahr, Lara Olbeter, ein paar von den Preisen im Regal hätten wir zwei auch gerne!
Es wären ja auch genug für beide da!
Sehr coole Architektur.
Jaaa… sowas in der Art brauch’ ich auch für meinen Konfi! Claudio Montanini las sich ebenfalls alles sehr sorgfältig durch.
Gastgeber und Referent aus dem Hause Saatchi war der COO Danny Josephs.
Kurzweilig und engagiert – wenngleich aufgrund seines Nordenglischen Akzents nicht leicht zu verstehen – gab er ein paar Anekdoten, Mission Statements und Geschichten zum Besten.
Hier ein schönes Case-study das Saatchi für die Telekom realisiert hat: Per Handy (und Augumented Reality) werden Magentaflächen transparent – und Videos der Gorillaz eingeblendet.
Auch hier: Der Brexit als allgegenwärtiges Thema. Immerhin, so Josephs, hätten 9 von 10 Kreativen gegen den Brexit gestimmt. Allerdings hilft ihnen das jetzt auch nicht mehr.
Das ist Peter Lovatt, Vice Chairman of Saatchi & Saatchi Pro. Da er einige Jahre in Frankfurt bei Leo Burnett gearbeitet hat, habe ich ihn in der anschließenden Q&A gefragt, was “das Besondere” an London sei – und was wir für Frankfurt an Anregungen oder Ideen mitnehmen könnten. Seine Antwort: Londons Magie kommt einfach durch seine Größe und Bedeutung zustande, aber Frankfurt sei ja – Zitat: “… a nice laid back and chilled little town” … und insgesamt auf einem guten Weg…
Falls man mal ein bisschen “abhängen” will…
Gorden probiert das mit dem “Abhängen” schonmal aus – und hat dabei die tollsten Ideen…
Bevor wir weiterziehen, noch kurz ein Gedankenaustausch zwischen Dr. Reckhard (WI Bank) und Hans Joachim Mendig von der hessischen Filmförderung.
Auf dem Weg zum Mittags-Pub gab’s noch allerlei schöne Motive abzulichten. Ulf hat sich entschieden, seinen Bentley doch nochmal umzuparken – das Auto stand ja aber auch mitten in der prallen Sonne!
Frank Irmscher von der IHK Offenbach im Gespräch mit Johanna T. Wallenborn (Node-Festival).
Finally – “The Knights Templar”, ein sehr schöner Pub. Es gab Fish&Chips. Lecker.
Jede Menge Biere – von denen ich noch niemals gehört hab’.
Wer “Coke” heisst, sollte tunlichst rot-weisse Klamotten tragen.
Anschliessend trennte sich die Delegation wieder. Einige von uns hatten sich für den Besuch der British Library entschieden. Diese Wahl war weise (Zitat aus “Indiana Jones und der letzte Kreuzzug”).
Wir wurden dort bereits von Herrn Stefan Welp (Microbox), nebst einigen englischen Kollegen (Mark Walton, Kevin Mehmet und Andy Appleyard) erwartet und begrüsst.
Wie es der Zufall will, liefert Herr Welp die Kameras/Sensoren mit denen die British Library ihre 240.000.000 Bücher digitalisiert. (Täglich kommen ca. 3.000 – 4.000 Stk. dazu.)
Die British Library ist atemberaubend. In diesem Fall stimmt das sogar im doppelten Wortsinne. Der verglaste Teil hinter den weissen Säulen reicht acht Stockwerke tief in den Boden und fünf in die Höhe. Im Inneren ist eine besondere Atmosphäre mit reduziertem Sauerstoff und genau regulierter Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Der geringe Sauerstoffanteil reicht gerade noch zum Atmen – aber nicht mehr dazu, ein Streichholz anzuzünden.
Es gibt hier überragende Schätze zu bewundern, z.B. dieses mannshohe Buch, den Klencke Atlas. Es braucht acht Bibliothekare, um dieses seltene Buch aus der Vitrine zu holen und auf einen Tisch zu legen. Selbst beim Umblättern müssen mehrere Leute zusammenarbeiten.
Die Magna Charta (Original!) im Nebenraum durfte ich leider nicht ablichten…
Für alle Ausleiher “normaler” Bücher, stehen diese Leseplätze zur Verfügung. Bei den rund 240.000.000 Büchern lautet das Motto der British Library allerdings: You can’t come to the books – the books will come to you.
Anika Wuttke von CreArt und Frank Irmscher (IHK OF) im royalen Leseraum der British Library.
Nicht ganz die Haarpracht wie der Herr links auf dem Bild, aber dafür mindestens ebenso staatstragend: Ulf Kilian, Vorsitzender des Werkbundes Hessen.
Das ist zwar nur ein Teilgruppenbild (der andere Teil war bei den B2B-Gesprächen), aber dafür mit einem ausserordentlich schönen Setting.
Und dazu gab’s Earl Grey Tee. Sehr britisch! Ein wunderbarer Besuch!
Der unten gezeigte Brief stammt vom Südpolentdecker Robert F. Scott.
Es ist der letzte Brief, bevor Scott ich Richtung Antarktis aufbrach und gerichtet an Sir James Matthew Barrie, den Schriftsteller und Autor von Peter Pan.
Seine Südpolreise nahm – wie wir alle wissen – ja leider kein so gutes Ende für ihn.
Dieser Brief wurde extra für Susanne Stöck von der Hessen Agentur präsentiert. (Aber natürlich durften auch die anderen Delegationsteilnehmer mal draufschauen!)
Am Schluss stand dann noch der Besuch des Scan-Departments an. Die hier überwiegend eingesetzten Sensoren und Kameras stammen aus deutscher – genauer gesagt – hessischer Fertigung. Herr Welp war nämlich auch der Initiator und Organisator dieses interessanten Ausflugs in die Welt der Bücher. Vielen Dank für den faszinierenden Blick hinter die Kulissen einer der großartigsten Bibliotheken der Welt.
Als Dankeschön gab es – der aufmerksame Leser wird es erraten haben – eine schöne Hessentasse für jeden. Zusätzlich waren alle unsere Gastgeber, Guides, Geschäftspartner etc. zum Hessenabend ins angesagte Wardour 100 eingeladen.
Das Wardour 100 ist eine coole Bar-Club-Kombination inmitten des Szeneviertels von Soho. Bekannte Persönlichkeiten wie z.B. Liam und Noel Gallagher, Kate Moss u.a. gehen hier ein und aus. Eine perfekte Location für gepflegtes Get-together, Netzwerken und Entertainment.
Entertainment kam aus Offenbach: Anthony Rother, DJ, Videokünstler und Interlude-Meister beim letzen DDC-Award im Bockenheimer Depot. Ich kannte seine Stücke deshalb natürlich schon, das tat aber meiner Begeisterung für Anthonys Musik keinen Abbruch.
Um 19.00 Uhr sollte es losgehen. Da wir etwas früher anwesend waren, bin ich nochmal losgezogen, um ein paar schöne London-Motive einzufangen.
Chinatown.
Dann ging’s aber los: Einleitende Worte von unserem Master of Ceremony Folke Mühlhölzer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hessen Agentur.
Anschliessend war dann der Staatsminister an der Reihe. Natürlich ging es besonders um die Themenkomplexe “Kreativwirtschaft” und “Brexit”. Man merkte dem Staatsminister an, das auch für Ihn der Brexit eine Angelegenheit mit zwei sehr unterschiedlichen Seiten ist: Einerseits könnte Frankfurt, die hessische Wirtschaft und die gesamte Region davon profitieren, wenn sich einige Londoner Finanzdienstleister und Banker zu einem Umzug an den Main entschliessen würden. Andererseits geht uns mit Großbritannien ein langjähriger Partner, Innovationsmotor und finanzielles Schwergewicht von der europäischen Fahne und hinterlässt ein sehr schmerzliches Vakuum.
Applaus für einen sehr guten Vortrag – und Dank an das hessische Wirtschaftsministerium für das Engagement im Bereich der Kreativ- und Kulturwirtschaft.
Dann hatte Anthony den ersten Einsatz. Elektronische Beats, kombiniert mit Oszilloskopartigen Projektionen auf einer Leinwand. Leider war die Lichtsituation etwas zu ungünstig, um diese adäquat zu fotografieren.
Dann gab’s noch eine Ansprache von Tania Freiin von Uslar-Gleichen, Chargé d’ Affaires, Deutsche Botschaft.
Und ich glaube, diesmal gab’s was größeres als nur ’ne Tasse! (Vielleicht ein ganzes Service?)
Nachfolgend Impressionen von der Abendveranstaltung. In diesem Fall Prof. Wilhelm Weber, der Dekan der h.da für den Bereich Medien/Film, Manuela Schiffner von der WiFö Frankfurt und Hans Joachim Mendig von der hessischen Filmförderung.
Andrej Kupetz vom Rat für Formgebung.
Die englische Sicht der Dinge schilderte uns John Kampfner, CEO der Creative Industries Ferderation in London.
Nochmals Anthony Rother in action.
Die Musik hat den Fotografen zu kreativen Höhenflügel angespornt! Immerhin ist “Techno” eine echte Frankfurter Erfindung. Geprägt wurde der Begriff von Talla 2XLC in seinem Frankfurter Plattenladen.
Das fanden auch Stefan Welp von Microbox und Anika Wuttke von CreArt großartig!
Nach dem zweiten Welcome-Drink wurden die Fotos lustiger: Thomas Pohl von Department Studios und Rolf Krämer vom Referat für Kreativ- und Kulturwirtschaft nebst einem mir leider unbekannten Herrn.
Claudio Montanini hat noch was zu recherchieren. Möglicherweise lädt er auch nur ein paar Bilder auf Facebook hoch.
Daniel Schleidt von der FAZ:”Erstens…!”
Auch Ulf Kilian schickt ein paar Bilder an die Daheimgebliebenen.
Auch diese beiden hier hatten prächtige Laune! Aber dazu trug die tolle Atmosphäre auch massgeblich bei: Prof. Wilhelm Weber von der h.da und Frank Mario Zaleski von der CC GmbH.
Die beiden gehen zum gleichen Friseur: Die Charakterköpfe Ulf&Ulf (Kilian und Appel).
Sehr cooler Laden, großartiges Essen&Trinken, Spitzenatmosphäre: Wardour 100.
Das eben angesprochene Essen: Häppchen unlimited. Leckerlecker.
Ja, das schmeckt gut!
Susanne Stöck von der Hessen Agentur und John Kampfner, Creative Industries Federation.
Eric Menges von der FrankfurtRheinMain GmbH im Gespräch.
Markus Illing (Voss&Fischer), Rosa Erdmann (H.O.R.S.T.) und Diana Zimmermann (ZDF, UK) stoßen auf einen sehr gelungenen Hessenabend an.
Gute Gespräche ebenfalls bei Farid Bidardel, Paula Landes und Moritz Mombour.
Auch bei Ulf Appel, Ulf Kilian und Hans Joachim Mendig ist die Laune hervorragend.
Nach der Show ’n Zigarillo und ’n guten Plausch: Folke Mühlhölzer im Gespräch mit Anthony Rother.
Und hier – Dank an Joanna Cimring – auch mal ein Bild mit mir: In der “Raucherecke” mit Folke Mühlhölzer und Hans Joachim Mendig.
Abschliessend kann man sagen: Sehr gelungener Hessenabend im pulsierenden Szeneviertel Soho. Die Delegationsreisen sollen ja mehrere Funktionen erfüllen. Eine davon ist es durchaus, zu schauen, wie andere Kreativkapitalen ihr Handwerk machen, wie sie auf die Herausforderungen der Zukunft reagieren, welche Weichenstellungen sich bewährt haben und vieles andere mehr. Dieser Abend war in doppelter Hinsicht erfolgreich: Gute Kontakte zu den Akteuren in London – und ein Lernprozess für unsere eigenen Anstrengungen für den Kreativstandort Frankfurt, RheinMain und Hessen.
Ein neuer Tag, ein neues Glück. Es ging auf die letzten Etappen der Delegationsreise. Paula Landes und Gordon Bonnet im Bus.
Dr. Margarete Kessler vom Enterprise Europe Network hat ein paar Informationen für den bevorstehenden ersten Programmpunkt – und moderiert den Staatsminister an.
Ein paar Worte zum nächsten Besuch, aber eigentlich auch schon ein vorgezogenes Fazit, denn der Staatsminister musste unsere Delegation nach dieser Studiovisite verlassen.
Dankenswerterweise hat er sich noch die Zeit für ein Interview genommen, welches ich mit ihm auf dem 1. Kreativwirtschaftstag in Frankfurt vereinbart hatte. (Das ist aber leider noch nicht ganz fertig… wir reichen es asap nach!)
Übrigens: Es WAR eine aussergewöhnlich sonnige Reise nach London, aber SO heiss, wie es die Temperaturanzeige links suggeriert, war es nun auch wieder nicht…
Unser Guide Ian gibt eine kurze Erklärung in beide Richtungen ab: Wer wir sind – und wo wir sind.
Inition beschäftigt sich mit Virtual Reality-Applikationen, mit der Entwicklung und dem Einsatz von Augumented Reality, Prototyping im VR-Entertainmentbereich, sowie der Verwendung von künstlicher Intelligenz.
Den Neumann-Kunstkopf kennen die meisten Spezialisten im Tonbereich. Das hier ist die VR-Version von Inition: Das achtohrige-vierlinsige 360°-Kameramodul. Das stellt man einfach irgendwo hin… und kann damit den umliegenden Raum vollumfänglich akustisch-visuell aufzeichnen. In einer VR-Applikation lässt sich die Aufzeichnung dann völlig beliebig “erleben”.
Je nach Kopfschwenk sieht und hört man die Originalumgebung dementsprechend.
Später wird es weitere Bilder geben, die das verdeutlichen.
Auf dem unterliegenden Gerät kann man einen Flug durchs Gebirge nachempfinden. Brille, Kopfhörer, Flaps und Luftgebläse machen die VR-Erfahrung fast vollkommen.
Ein transparenter Computerschirm. die Anwendungsbeispiele sind sehr weitreichend: HUD, Games, Augumented reality, etc. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Das schaut sich der Prof. Wilhelm Weber von der h.da mal genauer an.
Vor lauter Fotografiererei kommt man ja kaum dazu, auch mal was selbst auszuprobieren. Und wenn, dann ist meistens nie einer da, um dann das Fotografieren zu übernehmen. Das war in diesem Fall ausnahmsweise mal anders: Ich, abgetaucht in der VR. Fotografiert von… weiss ich nicht mehr… Lara?!
Hier ist es dann der Sebastian Oschatz, der in die virtuelle Welt eines Sinfonieorchesters eintaucht. Je nachdem, wie man den Kopf dreht, hört man z.B. die Bratschen lauter als die Oboen… sehr beeindruckend.
Und dieser possierliche, kleine Kerl hier heisst NAO und repräsentiert den Bereich Roboter-KI (oder AI, wie es im Englischen heisst). Allerdings schien er von der Masse an Leute eher verwirrt zu sein, denn sehr viel “Intelligentes” ist ihm nicht eingefallen… er hat überall hingeschaut, wo Geräusche oder Bewegungen waren… aber gemacht hat er nix. Einer seiner Anwendungsbereiche ist die Arbeit mit autistischen Kindern.
Das hier ist die Interview-Crew: Vielen Dank an Lara Olbeter von Falk-Film und Thomas Pohl von Department Studios für die Hilfe.
Ich hatte mit dem Staatsminister auf dem Kreativwirtschaftstag in Frankfurt vereinbart, nach dem improvisierten Interview im Bus auf der Rückfahrt von Belgien, in London nochmal ein “richtiges” Interview aufzuzeichnen.
Dabei haben mir dann Lara und Thomas hinter den Kameras geholfen, während ich dem Staatsminister ein paar Fragen rund um Brexit, Kreativwirtschaft und Delegationsreisen gestellt habe.
Und hier das dazugehörige Interview. An den Kameras Lara Olbeter und Thomas Pohl.
https://www.youtube.com/watch?v=N9XQc_yvzTo&t=29s
Augumented-Reality. Gordon Bonnet benutzt ein eingespiegeltes AR-Menü.
Und Lara kümmert sich um den kleinen Roboter NAO…
… und der schaut ganz verliebt zurück.
Anschliessend gab’s eine kleine Pause zum Essenfassen und Souvenirs einkaufen.
Frau Dr. Kessler hat uns eingeschärft, den Abfahrtstermin nicht zu verpassen: Genau in zwei Stunden würde der Bus losfahren…
Meine Wahl fiel auf ein kleines Seafood-Restaurant mit Spezialitäten aus den Meeren rund um die Britischen Inseln: Green Irish Mussels, Fries und pulled Clam-Meat. Dazu ein gutes englisches Ale… ahh… lecker!
Anschliessend ging’s dann auf zur letzten Station unserer Delegationsreise.
Perserverence Works in Shoreditch. Der Weg dahin war bereits ein Fest für Fotografen. Viele interessante Ecken gab’s zu erkunden… leider immer mit dem obligatorischen “Hurry-up!” von der Organisationsleitung.
Eine ganze Reihe Pop-up Stores im Boxpark.
Graffitis überall…
Und dann – finally – Perserverance Works. Eine ehemalige Groß-Druckerei deren frühere Produktionsstätten zu einem Creative-Hub umgewidmet wurden. Zahllose kleine und größere Unternehmen haben sich hier angesiedelt und bilden eine kleine Kreativkommune mitten in London. Darunter einige bekannte und großartige Unternehmen.
Man fühlt sich ein bisschen an die Heyne-Fabrik in Offenbach erinnert, nur viel größer und detailreicher.
Der erste Termin bot eine kleine Übersicht über die gesamten Tätigkeitsbereiche der Unternehmen von Shoreditch.
Zur Begrüßung gab es sehr leckere Butterscones&Tea.
Hier spricht Patrick Bellew, Founder und Owner von Atelier 10. Großartiger Typ – und ein echtes Kreativ-Schwergewicht. So hat er u.a. die Europazentrale von Google in enger Abstimmung mit Sergei Brin und Larry Page entworfen.
Don’t mention the war… diese etwas “krumme” Tragwerk-Konstruktion verdankt das Haus einem deutschen Bombentreffer während des zweiten Weltkriegs. In typisch englischem Pragmatismus hat man den neuen Balken einfach “drumherumgedengelt”.
Auch SPLICE Post ist keine ganz kleine Nummer im Postproduction-Business mehr.
Architekten unter sich: Dipl. Ing. Brigitte Holz (Präsidentin der Architekten und Stadtplanerkammer Hessen) und Patrick Bellew im Gespräch.
Anschliessend gab es eine kleine Führung durch die Räume von Atelier 10.
Ein fotografischer Rundgang durch den Creative Hub of Shoreditch.
Als Dankeschön: Eine kleine Hessentasse!
Wegen mir hätte ich dieses Bild nicht auch noch posten müssen… aber Joanna Cimring hat darauf bestanden, noch ein Bild von mir zu machen. Deshalb, bitteschön:
Und zum Abschluss nochmal unsere drei Damen von HTAI, EEN und HA: Heike Müller-Sedlaczek von Hessen Trade & Invest, Susanne Stöck von der Hessen Agentur und Dr. Margarete Kessler von Enterprise Europe Network. Vielen Dank für alles!
Mein Fazit dieser Delegationsreise:
Disruptive Digital-Desperados, der wilde Westen – und warum die Politik nicht die Kavallerie ist.
(So steht’s ja auch schon im Titel!)
Die nunmehr vierte Delegationsreise hatte einiges zu bieten. Nach Amsterdam, Mailand, Brüssel/Antwerpen war eine der ganz großen Kreativmetropolen das Ziel unserer Reise. Dass der Brexit eine Rolle für die Auswahl dieser Stadt gespielt hat, habe ich bereits ein paarmal erwähnt.
Die Stimmung in der Delegation war hervorragend, die Zusammensetzung der Teilnehmer hochwertig und ausgewogen und die Organisation war – wie üblich – sehr nah am Optimum.
Auch wenn nicht alle Besuche vor Ort perfekt waren (Saatchi war interessant, aber eben auch nur eine klassische Werbeagentur – zudem haben die gerade ihren Standort in Frankfurt nach Jahrzehnten geschlossen, Inition Studios waren ganz nett, aber sowas haben wir in Frankfurt ebenfalls, das ZDF Studio UK war vor allen Dingen politisch informativ, aber wir alle kennen das Original in Mainz), so gab es aus meiner Sicht daran nichts zu kritteln – und zudem hatten wir noch einige wirklich spektakuläre Highlights.
Gleich der allererste Besuch bei London Partners war faktenmäßig hochinteressant, die Prinzipien hinter dem Somerset House oder Perserverance Works waren extrem nachahmenswert – und gleichzeitig war das alles eine ziemliche Ernüchterung für alle engagierten Kreativwirtschaftsvertreter aus Frankfurt, Rhein-Main oder Hessen. Denn…
• Die Manpower, die bei z.B. London Partners aufgebracht wird, um London eine PolePosition im Weltmarkt zu verschaffen, ist immens – und übertrifft die Frankfurter – oder gar hessischen Anstrengungen um ein Vielfaches.
• Das Verständnis, welche wirtschaftliche Durchschlagskraft aus den Creative Industries kommen kann, ist in London viel weiter verbreitet und tiefer verwurzelt, als in Deutschland. Sowohl in den höchsten Positionen der Wirtschaftspolitik – wie auch bei den ganz normalen Mitarbeitern und Angestellten.
Die Kreativwirtschaft in England erwirtschaftet mehr Umsatz als die Raumfahrtindustrie, die Automobilbranche und die Erdöl-/Erdgasindustrie zusammengenommen. Jeder deutsche Gesprächspartner, dem ich seitdem davon erzählt habe, hat das nur sehr ungläubig zur Kenntnis genommen. (Obwohl auch bei uns die Angestelltenzahlen in der Kreativwirtschaft und z.B. der Automobilindustrie etwa gleich hoch sind: Knapp über 800.000 in ganz Deutschland.)
• London ist eine der dereguliertesten Städte der EU. Besonders die Kreativen blühen unter solchen Bedingungen regelrecht auf, denn Bürokratie, Regulierungswahn bei den Behörden, sowie Anmelde- oder Zulassungsmarathons gehören zu den größten Hemmnissen für junge kreative Startups, Entrepreneurs oder Gründer. Einfaches Beispiel aus Deutschland: Die meisten Startups bei uns (min. 7 von 10) scheitern spätestens nach zwei Jahren – eben auch am hochbürokratisierten Regelbetrieb in Deutschland .
• Die Menge an Venture Capital, Startup-Finanzierungen, Business Angels etc. ist in London wesentlich höher, als bei uns. Selbst die viel gepriesene Startup-Kultur in Berlin kann da nicht mithalten.
• Die schiere Größe der beiden Creative Hubs, Somerset House und Perserverance Works war unglaublich – und entspräche der Umwidmung der Alten Oper UND des Römers zugunsten der Kreativwirtschaft…. (okay, dieser Vorschlag ist nicht ganz ernst gemeint!)
Dass es dennoch für Frankfurt und Hessen keinen Grund gibt, sich hinter anderen Metropolen oder Regionen zu verstecken, habe ich im Text ebenfalls schon erwähnt.
Die Privatwirtschaft – vor allen Dingen in Frankfurt – hat in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gezeigt, wozu sie in der Lage ist. Frankfurt war für viele Jahre die größte Werbemetropole der Republik. Die hessische, digitale Postproduktion (Composing, 3D, Schnitt, etc.) war in den Neunzigern auf der Höhe der Weltspitze. Die Unternehmen der Verlagsbranche (FAZ, FR, Fischer Verlag, dfv, Titanic, etc.), die Musikproduktionen (Jazz, Techno, etc.), die Gamesbranche und einige andere mehr, sind deutsche, europäische oder sogar weltweite Spitzenunternehmen.
Leider haben die Wirtschaftspolitiker und ‑förderer in anderen Bundesländern und Regionen das Potential der Kultur- und Kreativwirtschaft schneller verstanden – und nachhaltiger für ihre Standorte genutzt. Der Medienstandort Köln… hätte auch in Wiesbaden sein können. HD Oberhausen wurde mit DM 110.000.000,- subventioniert – und hat anschliessend hessische Unternehmen am Markt unterboten. Und wie die Filmakademie Baden-Württemberg gegründet wurde, ist ein Musterbeispiel von weitsichtiger Wirtschaftsförderung im Bereich der Creative Industries.
Aber, um nicht mißverstanden zu werden: Die jetzigen Initiativen sind ausdrücklich zu loben. Die Delegationsreisen, der Kreativwirtschaftstag, die Anstrengungen der hiesigen Wirtschaftsförderer sind großartig und unterstützenswert. Und das ist das eigentliche Zauberwort – und die für mich wichtigste Erkenntnis dieser Reise:
Die Politik kann nur das unterstützen, was sie vorfindet. Die Kreativen und Kulturschaffenden dürfen sich nicht in eine Wartehaltung begeben und darauf hoffen, das die Politik die Dinge schon irgendwie regelt. Wir müssen vorangehen, in Eigenleistung die Dinge anschieben, gemeinschaftlich initieren, organsieren und publizieren! Eine verantwortliche und zukunftszugewandte Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsförderung wird das hoffentlich erkennen, begleiten und fördern.
Dass noch immer nicht alle verantwortlichen Politiker den Wert der Kreativwirtschaft richtig einschätzen können, ist dabei leider ein Faktum. Zuviele denken bei “deutscher Wirtschaft” zuvorderst an Maschinenbau, Pharma/Chemie oder Finanzdienstleister – und eben nicht an Kreativwirtschaft. Das müssen wir ändern. Gemeinsam!
Lieber Staatsminister Tarek Al-Wazir, lieber Folke Mühlhölzer, lieber Rolf Krämer, liebe Heike Müller-Sedlaczek, liebe Dr. Margarete Kessler, liebe Susanne Stöck, sowie alle anderen helfenden Hände aus Ministerium, Verwaltung und Referaten:
Vielen Dank für Ihr Engagement für die Kultur- und Kreativwirtschaft in Hessen!
Zum ersten Mal, seit meinem eigenen Einstieg in diese Branche Anfang der Neunziger Jahre, habe ich das Gefühl, dass eine positive und produktive Konstellation aus politischem Willen und Verständnis in den Ministerien und Dezernaten, Empowerment in den exekutiven Positionen in den Wirtschaftsförderungen – und Bereitschaft, Engagement und Aufbruchsstimmung an der kreativen Basis entstanden ist.
Dieses großartige Momentum müssen wir nutzen! Für die Kreativ- und Kulturwirtschaft, für unseren Standort und für die Zukunft.
8. Juni 2017
Olaf Deneberger
LIQUID Kommunikationsdesign